Im April 2014 wurde auf Ersuchen der britischen Regierung ein Fachausschuß mit einer Studie über die Muslimbruderschaft (MB) beauftragt, welche im Juli desselben Jahres von den beiden hohen britischen Beamten Sir John Jenkins und Charles Farr angefertigt worden war. Ersterer war zuvor Botschafter in Saudi-Arabien gewesen, letzterer als Generaldirektor des Amtes für Sicherheit und Terrorismusbekämpfung im Innenministerium zu jener Zeit mit der Geschichte, den Aktivitäten, der Ideologie und dem Einfluß des Netzwerks der Muslimbruderschaft und seiner Mitgliedsorganisationen in Großbritannien befaßt.
Veröffentlicht wurde davon im Dezember 2015 lediglich eine Zusammenfassung.

Lord Marlesford, ein konservativer Politiker und Mitglied des britischen Oberhauses, außerdem Co-Vorsitzender der Allparteien-Fraktion für Ägypten im britischen Parlament, forderte darauf die Regierung von Premierminister Boris Johnson auf, den Gesamtbericht für eine Veröffentlichung freizugeben, da die Zusammenfassung nicht die wichtigsten Schlußfolgerungen beinhaltete, die sich aus den Andeutungen zur Gefährdung für die nationale Sicherheit durch die Organisation ergaben.
Der offiziellen Website des britischen Parlaments zufolge wäre eine Antwort der britischen Regierung auf die Bitte um Offenlegung des vollständigen Berichts bis zum 9. März fällig.
Quellen: dailynewsegypt.com vom 2.3.2021 und ahram.org.eg com 2.3.2021.

Die erwähnte Zusammenfassung, veröffentlicht am 15.12.2017, ist in englischer Sprache einzusehen unter:

Muslim Brotherhood review: main findings (web version)

 

Festgestellt wurde bereits von John Jenkins:
Der Ägypter Ḥassan (Aḥmad ʿAbd ar-Raḥmān Muḥammad) al-Bannā (1906 – 1949), Gründer der MB habe die politische Nützlichkeit von Gewaltanwendung akzeptiert; die MB  habe Angriffe einschließlich ausgeführter und versuchter politischer Attentate gegen ägyptische staatliche Ziele während seiner Lebenszeit unternommen.

In der Studie heißt es:
The key Muslim Brotherhood ideologue, Sayyid Qutb, drew on the thought of the Indo-Pakistani the­orist, Abul Ala’a Mawdudi, the founder of the Islamist party Jamaat-eIslami, to promote the doctrine of takfirism. This has consistently been understood as a doctrine permitting the stigmatisation of other Muslims as infidel or apostate, and of existing states as unIslamic, and the use of extreme violence in the pursuit of the perfect Islamic society. Qutb argued that a self-appointed vanguard of true believers was essential to create an authentically Islamic community and state. Jihad was neither solely spiritual nor defensive.” (Der Schlüsselideologe der Muslimbruderschaft, Sayyid Qutb, stützte sich auf den Gedanken des indopakistanischen Theoretikers Abū l-Aʽlā´ Maudūdī, des Gründers der islamistischen Partei Ğamāʽat islāmī, um die Doktrin des Takfîrismus zu fördern. Dieser wurde konsequent als eine Doktrin verstanden, die die Stigmatisierung anderer Muslime als Ungläubige oder Abtrünnige und bestehender Staaten als unislamisch und die Anwendung extremer Gewalt bei der Verfolgung der perfekten islamischen Gesellschaft.erlaubt. Qutb argumentierte, daß eine selbsternannte Avantgarde wahrer Gläubiger wesentlich sei, um eine authentisch islamische Gemeinschaft und einen authentisch islamischen Staat zu schaffen. Der Ğihâd war weder ausschließlich geistig noch defensiv.).
Many contemporary Islamic states were regarded as ‘UnIslamic’; confrontation with their ‘unjust’ rulers was legitimate and inevitable. – Qutb’s views have at times been reinterpreted by some in the Muslim Brotherhood. But they have never been institutionally disowned. They continue to be explicitly endorsed by many senior Muslim Brotherhood figures, including leaders of the Egyptian Muslim Brotherhood. They remain central to the Muslim Brotherhood’s formational curriculum. Qutb’s thinking led to a resurgence of takfiri ideology, and has inspired many terrorist organisations, including the assassins of Sadat, Al Qaida and its offshoots.” (Viele zeitgenössische islamische Staaten wurden als „unislamisch“ angesehen. Die Konfrontation mit ihren „ungerechten“ Herrschern war legitim und unvermeidlich. – Qutbs Ansichten wurden zuweilen von einigen Mitgliedern der Muslimbruderschaft neu interpretiert. Aber sie wurden nie institutionell verleugnet. Sie werden weiterhin ausdrücklich von vielen hochrangigen Persönlichkeiten der Muslimbruderschaft unterstützt, einschließlich der Führer der ägyptischen Muslimbruderschaft. Sie bleiben im Lehrplan der Muslimbruderschaft von zentraler Bedeutung. Qutbs Denken führte zu einem Wiederaufleben der Takfîr-Ideologie und hat viele terroristische Organisationen inspiriert, darunter die Attentäter von as-Sādāt, al-Qâʽida und ihren Ablegern.)
Diese Ansichten seien nicht mit der Behauptung der ägyptischen Muslimbruderschaft in Einklang zu bringen, daß „the Muslim Brotherhood has consistently adhered to peaceful means of opposition, renouncing all forms of violence throughout its existence” (die Muslimbruderschaft konsequent an friedlichen Mitteln der Opposition festgehalten und während ihrer gesamten Existenz auf alle Formen von Gewalt verzichtet hat“.