zu Fake, SANA

Photo-Widergaben (nicht Aufnahmen!) von SANA

Bekanntlich ist im Krieg die Wahrheit das erste Opfer. Umso mehr wäre es wichtig, sich nicht nur aus einseitigen Quellen zu informieren, sondern den fundamentalen Rechtssatz: „audiatur et altera pars“ zu beherzigen. Daß ausgerechnet westliche Staaten, welche die Demokratie samt ihrer Bestandteile hochzuhalten sich rühmen, dann im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt die Sender  RT und Sputnik abschalten, und somit gegen das Meinungs- und Informationsfreiheitsgebot verstoßen, mag damit schlecht zusammengehen.

Da Syrien mit antisyrischer Propaganda und deren weitreichenden verheerenden Folgen insbesondere die letzten Jahre über reichlich Erfahrung hat sammeln können (vgl. Syrien-Thread ab Teil I) und immer noch dankbar für die russische Unterstützung bei der Bekämpfung von Terroristen im Land, für humanitäre Hilfseinsätze und -lieferungen sowie bei der Rückführung der Flüchtlinge und beim Wiederaufbau ist, hat sich die staatliche Nachrichtenagentur am 2.3.2022 in einem Artikel mit dem Untertitel „Falsche Fotos und Videos zur Verschleierung von Fakten“ (https://www.sana.sy/?p=1593753) zu Lasten Rußlands im Ukraine-Konflikt beschäftigt.

Schon im Vorfeld der am 24.2.2022 vom russischen Präsidenten Putin angeordneten Militäroperation im Donbas-Gebiet der Ukraine und darüber hinaus (vgl. als alternatives Medium: sana.sy/en) hatten verschiedene russische Institutionen, darunter Geheimdienste, vor Inszenierungen ukrainischer Extremisten gewarnt, die Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung und überhaupt deren Bedrängnis durch die Militäroperation zeigen sollten, um sie der russischen Seite anzulasten. Auch von derartigem Vorgehen durch Terroristen, insbesondere in Verbindung mit den sog. „White Helmets“ (s. Syrien-Thread, bes. ab Teil V) ist aus Syrien oft Mitteilung gemacht worden.

Schon Wochen vor der Militäroperation wurde von westlichen Mainstream-Medien ein Überfall Rußlands auf die Ukraine fast schon herbeigeredet, während die russische Seite auf diplomatischem Weg den Ausgleich mit den USA bzw. dem NATO-Bündnis suchte und aufgrund der vereinbarungswidrig erfolgten NATO-Ost-Erweiterung schriftliche Sicherheitsgarantien forderte und darauf wartete und wartete.

SANA berichtet davon, daß die Mainstream-Medien, beispielsweise die Foreign Policy und  The New York Ti­mes sowie News Networks wie ABC u.a. oft sogar in Schlagzeilen die US-Regierung ausdrücklich dazu drängten, sich auf eine anstehende militä­rische Konfrontation zwischen Rußland und den USA militärisch und finanziell vorzubereiten, und daß die öffentliche Meinung entsprechend gepuscht worden sei.
In den letzten Tagen [vor dem 2.3.2022] seien eine Flut von Videos und Photos, insbesondere geteilt auf Social-Media-Konten, gepostet worden, von denen behauptet wurde, sie entstammten der Ukraine der Gegenwart, obwohl nachgewiesen werden konnte, daß dies nicht der Fall war. Sie stammten entweder aus anderen Ländern, einer anderen Zeit, waren gestellt oder direkt aus Filmen und Videospielen entnommen.

Zum Beleg werden einige Beispiele* vorgelegt wie die Aufnahmen oben.
Vortäuscht werden sollten damit Leichen von Zivilisten, getötet von russischen Soldaten. Allerdings ist zu sehen, daß sich eine „Leiche“ gerade zu- oder wieder aufdeckt.

zu Fake 3, SANA

Widergabe einer Aufnahme durch SANA

Angeblich soll die Aufnahme oben den Überflug russischer Kampfflugzeuge über einem Wohngebiet in der Ukraine zeigen. Tatsächlich handelt es sich – wie aus dem Formationsflug schon abzuleiten wäre – um eine Ausschnittaufnahme einer russischen Militärparade Mitte des letzten Jahres über russischem Gebiet.

zu Fake 2, SANA

Aufnahmenwidergabe durch SANA

Die Aufnahme oben links solle suggerieren, daß Menschen bei Sirenengeheul in Panik weglaufen, tatsächlich handelt es sich – wie aus einem geringfügig anderen Blickwinkel klar zu entnehmen ist –  um eine Szene aus einem Spielfilm, der gerade gedreht wird.

zu Fake 4, SANA

Aufnahmewidergabe durch SANA

Das Bild mit dem kleinen Jungen soll angeblich ein Opfer der russischen Militäroperation vor Trümmern in der Ukraine zeigen, entstamme jedoch ei­nem Musikvideo von 2015.

Von einem Video werde behauptet, russische Angriffe in der Ukraine zu zeigen mit Explosionen und Stromausfällen in Kiew und Charkow, es habe jedoch dem Gazastreifen im Konflikt mit Israel zugeordnet werden können. Weite Verbreitung gefunden habe auch ein Video, das Raketen am Himmel und massiven Beschuß mit Leuchtgranaten zeige, das aber einem beliebten Videospiel entnommen worden sei.
Weitere Aufnahmen zeigten, wie sich ukrainische Soldaten in herzzereißenden Szenen von ihren Fami­lien und Kindern verabschiedeten, tatsächlich seien es wieder Bilder aus Filmen und Fernsehserien gewesen.

Rußlands Ständiger Ver­treter bei den Vereinten Nationen in New York, Wasili Nebensja, habe am 1.3.2022 (wohl bei der UN-Dringlichkeitssitzung) ebenfalls die Existenz solcher Aufnahmen als Teil einer medialen Desinformationskampagne und Mobilisierung der Menschen im Westen in einem Propagandakrieg gegen Rußland gerügt.

Die syrische Regierung verweist ebenfalls immer wieder darauf, daß der militärische Krieg seit 2011, der wesentlich von der Auseinandersetzung mit verschiedenen Terroristengruppen geprägt war und noch ist, auch von einem massiven Informationskrieg mittels westlicher Mainstream-Medien begleitet gewesen ist (s. Syrien-Thread ab Teil I), mit dem Ziel, die SAA (syrisch-arabische Armee) und damit die Regierung sowohl gegenüber dem Ausland wie gegenüber den eigenen Bürgern zu dämonisieren, um aus verschiedenen Gründen einen Sturz dieser Regierung zu bewerkstelligen.
Ein Beispiel wird im Artikel benannt: es handelt sich um den damals 5-jährigen Umrân Daqnîs, der wider seinen und seiner Eltern willen von den White Helmets als Beweis des barbarischen Vorgehens der SAA gegen die eigene Zivilbevölkerung benutzt werden sollte.

Vater von Umrân-Daqnîsh mit Sohn, Photo: SANA

Umrân Daqnîs mit seinem Vater im Interview: Photo: SANA

*Leider fehlen die Angaben über die genauen Quellen der im SANA-Artikel vom 2.3.2022 gezeigten Abbildungen. Dieser Mangel ist jedoch nicht nur hier sondern generell bei arabisch-sprachigen Medien zu finden. Bisherige Überprüfungen (d.h. wenn eine Angabe etwa nur lautete: „Artikel in der Washington Post vor wenigen Tagen“ konnte dieser ermittelt werden und enthielt auch den angegebenen Inhalt) haben jedoch gezeigt, daß SANA diesbezüglich dennoch verläßlich berichtet hat. Durch eine Bilder-Rückwärtssuche sollten die Quellen jedoch rasch ermittelbar sein.

Die arabischen Texte unter den Bildern erläutern die erwünschten Täuschungen.